Klimakrise, Artensterben und Umweltverschmutzung stellen eine große Bedrohung dar – nicht nur für die körperliche, sondern auch für die seelische Gesundheit: Hitzewellen führen zu Depressionen. Überschwemmungen führen zu posttraumatischen Belastungsstörungen. Und manche Menschen werden durch Umweltkrisen sogar zur Flucht gezwungen – mit all ihren psychischen Folgen. Es ist also höchste Zeit, dass sich die Psychiatrie mit diesen gravierenden Entwicklungen auseinandersetzt.
Dieses Praxislehrbuch möchte handlungsorientiertes Wissen über Umweltkrisen vermitteln und als Referenzwerk für die klinische Praxis dienen. Es beleuchtet zunächst die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Umweltkrisen und ihre psychischen Folgen. Im Anschluss wird aufgezeigt, wie sich in den Bereichen Ernährung, Mobilität, Stadtplanung und Naturerleben positive Wirkungen sowohl für die psychische Gesundheit als auch für die Umwelt erzielen ließen. Daneben geht das Werk der Frage nach, was die Psychiatrie unternehmen kann, um die Umweltkrisen nicht selbst weiter zu verschärfen. Außerdem werden veränderte Anforderungen an die psychiatrische Versorgung diskutiert.
Dieses Buch liefert die notwendige Perspektivenerweiterung, die stark in den Bereich Public Health reicht und die Psychiatrie als bio-psycho-soziales Fach wirklich in den Mittelpunkt der Gesellschaft rückt. In den hier vorgestellten Krankheits- (und Gesundheits-)Modellen geht es nicht nur um Umweltkatastrophen, sondern notwendigerweise auch um die Gestaltung öffentlicher Räume, soziale Beziehungen, Erleben der Natur, Mobilität und Armut, also eigentlich alle Aspekte des menschlichen Lebens. Und es bleibt nicht bei einer pessimistischen Problemanalyse, sondern dieses Buch (bzw. eine zeitgemäße Psychiatrie) hat auch auf der Interventionsseite einiges zu bieten. ()
Was für ein überaus spannendes Fach! Wenn man das Buch so liest, wird sehr schnell deutlich: Diese Kontextualisierung des Sozialen und der Umwelt gehört in unsere Lehrbücher und in den Weiterbildungskanon. Und das bio-psycho-soziale Modell bedarf einer mit viel Inhalt gefüllten Erweiterung als bio-psycho-soziales-lebensweltbezogenes Konzept von Krankheit und Gesundheit. Deshalb ist dies tatsächlich ein wichtiges Buch.>